Warum sind Flugtickets so billig?
Aktuell gibt es eine intensive gesellschaftliche Diskussion wie das Ziel des Klimaschutzabkommens von Paris bezüglich des CO2 Ausstoßes eingehalten werden kann.
Im Fokus stehen dabei oft die anscheinend günstigen Preise für Flüge sowie die nicht konkurrenzfähige Alternative, die Bahn.
Deshalb lohnt es sich im Folgenden einen genaueren Blick auf die aktuellen Fakten zu diesem Thema zu werfen. Zunächst auf die Preise an sich und im Weiteren auf die Einflussfaktoren der Preisbildung.
Preisvergleich Flug vs. Bahn
- Voraussetzung für einen Preisvergleich
Ein Preisvergleich zwischen Flugzeug und Bahn macht nur Sinn, wenn bei der betrachteten Strecke ein vergleichbares Transportangebot für den Kunden vorliegt. Konkret heißt das, dass es sich bei der Bahnstrecke um eine Hochgeschwindigkeit-Trasse handelt durch die die Tür-zu-Tür Reisezeit vergleichbar zum Flugzeug ist.
Leider ist nicht nur in innerdeutschen, sondern auch auf europäischen Strecken dies oft nicht der Fall. Durch die höhere Reisezeit und den damit auch oft höheren Ticketpreis ist das Flugzeug auf vielen Strecken konkurrenzlos. - Direkter Preisvergleich
In einer 3-jährigen Studie von Quotas wurden 11 nationale und internationale Städteverbindungen in Europa verglichen, die diese Voraussetzungen erfüllen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Bahn in ca. 90% der Fälle günstiger als der vergleichbare Flug ist. Die Reisezeit ist dabei im Schnitt um 2 Stunden länger.
Weitere Studien bzw. Daten liegen mir nicht vor.
Einflussfaktor: Steuer
- Keine Steuer auf Kerosin
Für die Fluggesellschaften fallen genau 0% Steuern aufs Kerosin an. Das gilt bereits seit einem internationalen Beschluss aus dem Jahr 1944.
Der Strom, den die Bahn zum Betreiben der Züge benötigt, unterliegt einer ermäßigten Stromsteuer sowie der EEG-Umlage.
Für Benzin und Diesel der Autofahrer fällt die Mineralölsteuer und der Erdölbevorratungsbeitrag an. - Geringere Mehrwertsteuer bei Flugtickets
Für grenzüberschreitende Flüge fällt 0% Mehrwertsteuer an. Bei innerdeutschen Verbindungen 19%.
Bahnfahrten bis 50 km unterliegen 7%, darüber 19% Mehrwertsteuer. Für grenzüberschreitende Verbindungen fällt für den deutschen Streckenanteil ebenfalls 19% Mehrwertsteuer an.
Auf Benzin und Diesel für Autofahrer fallen 19% Mehrwertsteuer an. - CO2-Zertifikate
Im Luftverkehr sind 15 Prozent der CO2-Zertifikate kostenpflichtig.
Die Bahn muss für 100 Prozent der CO2-Zertifikate im Emissionshandel kostenpflichtig aufkommen.
Der Straßenverkehr nimmt nicht am Emissionshandel teil, also 0%.
Einflussfaktor: Subventionen
- Staatshilfen für Flugzeugbauer
Das Duopol der Flugzeugbauer für große Passagiermaschinen bestehend aus dem amerikanischen Konzern Boeing und dem europäischen Äquivalent Airbus profitiert seit Jahrzehnten von Staatsgeldern. - Staatshilfen für Fluggesellschaften
Zahlreiche Fluggesellschaften gehören einzelnen Staaten. China gab z.B. im Jahr 2014 über 1,1 Milliarden US-Dollar für 4 seiner Fluggesellschaften aus. - Flughafenbau und -betrieb
Vor allem bei Provinzflughäfen fließen oft große Subventionen um die (Billig-)Airlines anzuziehen. Viele der kleinen Flughäfen machen Verluste und werden durch plötzlichen Abzug einer Airline zu Geisterflughäfen. Für einige kleinere Flughäfen in Frankreich wurde berechnet, dass für jedes Ryanair-Flugticket bis zu 32 Euro Subventionen gezahlt wurden. D.h. die Billigtickets werden durch Steuergelder der Allgemeinheit finanziert.
Einflussfaktor: Wettbewerb
- Anzahl der Wettbewerber
Allein in Deutschland gibt es über 7 große Billig-Airlines (Ryanair, EasyJet, Eurowings, Wizz Air, TUIfly, Sunexpress).
Die Bahn hat im Allgemeinen immer noch ein Monopol. Auf einzelnen Strecken gibt es andere Anbieter.
Zudem gibt es seit 2013 Konkurrenz durch Fernbusse wie Flixbus. - Preispolitik und Preismanagement
Die Fluglinien verfolgen eine komplett andere Strategie in der Preisbildung als die Bahn.
Fluglinien arbeiten mit:
– begrenzten Lockangeboten, bei denen die Kosten der Anbieter nicht gedeckt sind
– günstigen Basis-Tarifen und erzielen zusätzliche Erlöse durch separat berechnete Zusatzoptionen (Sitzplatzreservierung, mehr Gepäck, Reiserücktrittversicherung, Mietauto, etc.)
– einer nachfrageorientierten und ertragsoptimierenden Preisbildung
Die Bahn arbeitet mit:
– Super-Sparpreisen als Vergünstigungen
– Standard-Tarifen und einer Vielzahl an Vergünstigungsoptionen (Bahncard, Regionaltickets, Tickets mit Zugbindung, Gruppentickets, Aktions-Coupons, etc.)
– einer Preisbildung auf Basis von Kosten und prognostizierten Auslastungen - Preistransparenz
Flugpreise können durch eine Vielzahl von Online-Portalen schnell und einfach verglichen werden.
Bei der Vielzahl der Vergünstigungen bei der Bahn ist es oft schwer schnell den maximal günstigsten Preis herauszufinden.
Quellen:
Quotas GmbH – Billigflieger auf Flughöhe Null: Bahn gewinnt europäischen Preisvergleich
BR Faktenfuchs – Nein, Fliegen ist nicht billiger als Zugfahren
Handelsblatt Orange – Warum Fliegen manchmal günstiger ist als Bahnfahren
Allianz pro Schiene – Der Wettbewerb der Verkehrsträger ist nicht gerecht
Automobilclub von Deutschland (AvD) – Staatlicher Anteil an den Kraftstoffkosten in Deutschland
Airliners.de – Fliegen ist teurer als Bahnfahren
ZDFZoom – Der Preis des billigen Fliegens
Perspective Daily – Warum dein Flug billiger ist als der Zug zum Flughafen [kostenpflichtig]