Die Chefsache
Im Essay „Die Chefsache“ aus dem Magazin brand eins wird die Aufgabe der Führung diskutiert. Es wird darauf eingegangen, wie sich die Inhalte, die Führungskräfte selbst sowie deren Legimitation im Verlauf vom Taylorismus zur heutigen Wissensgesellschaft verändert haben und in welcher Führungskrise sich deshalb viele Unternehmen aktuell befinden.
Meine 3 Kernaussagen:
- Eine Führungskraft muss Unternehmer, nicht Verwalter sein.
- Führung bedeutet zunehmend nicht mehr, anderen Leuten „ihr Arbeitsleben zu organisieren“, sondern relativ selbstlos andere zu fördern und zusammenzubringen. Das setzt Reife und soziale Kompetenz voraus.
- Das Problem ist, das viele „alte“ Führungskräfte nun vor diesem Paradigmenwechsel stehen, ihn aber mit ihren Tools und Methoden nicht bearbeiten können.
Folgend habe ich noch weitere Zitate aufgeführt 🙂
„Führungskrise von heute:
Die Verwechslung von Management und Führung – und damit die bis zur Unkenntlichkeit betriebene Vermengung von Verwaltung und Unternehmertum.“
„Das ist ja der Zauber aller Führung: entscheiden, den Kurs halten, ihn aber auch entschlossen verändern, wenn andere nicht mehr weiterwissen.“
„Chefs, die nicht mehr die Gründer sind, schreiben keine Geschichten mehr. Sie sind blos Teil des Systems.“
„Weil Hierarchien flacher werden, meinen nicht wenige, dass damit auch die Führung an Bedeutung verloren hat. Man braucht sie nicht mehr, weil sie sich nicht mehr so sichtbar macht wie früher.
Das ist allerdings ein Missverständnis, das auf einer weiteren Gleichsetzung beruht – der von Hierarchie und Führung. Hierarchie bedeutet im Ursprung Herrschaft – im Sinne einer unantastbaren Ordnung. Wer an ihrer Spitze stand durfte auch für andere mitentscheiden, also führen.
Heute ist der Chef der Erste unter Gleichen, die ihm den Auftrag geben, aus ihrer Arbeit und ihren Fähigkeiten das Beste zu machen.“
„Früher genügte ein Befehl. Oben wird gedacht, unten wird gemacht.“
„Wenn Spezialisten und Experten, Wissensarbeiter also, die wichtigsten und zentralen Produktivkräfte der Organisation sind, dann können Führungskräfte fachlich nicht mehr überlegen sein. Oben – im Sinne von vorn – ist heute dort, wo die Fähigkeiten und Talente anderer organisiert werden.“
„Führen heißt entscheiden, nicht verwalten. Kurz: Man braucht Leute, die auch mal was probieren und riskieren.
Deshalb besserer Begriff für Chef, Vorgesetzter, etc.: Entscheider. Die Fähigkeit, zu entscheiden, ist das zentrale Merkmal aller Führung. Führung ist, wenn man die Richtung selbst bestimmen kann.
Dies führt dazu, dass die wahren Führungskräfte, also Entscheider, nicht zwangsläufig auf der obersten Ebene einer Organisation stehen.“
„Frage an High Potentials: Wer von Ihnen will Führungsverantwortung übernehmen?
Nur 8 von 30 High Potentials wollen „Tore schießen“.
Sie fragen sich: Braucht ihr mich als Anführer eigentlich noch?
Grund für Umfrageergebnis: Die Leute wollen tun, was sie können. Und nicht mehr hohlen Ritualen folgen.
Ganz oben erwartet sie die Bürokratie, Routinekram, Leerzeiten, sinnlose Sitzungen, alles Mögliche, nur nicht das, weshalb sie ganz nach oben wollten: nämlich um etwas entscheiden zu können und zum Guten zu verändern.
Compliance funktioniert, weil die Führungskräfte aus Überzeugung Manager sind. Sie haben gelernt, allen Anforderungen standzuhalten, jede Routine zu bedienen, fleißig zu sein – statt zu entscheiden und auch mal gegen den Mainstream zu handeln. Anführer sind sie nicht.“
„Der Manager ist deshalb eine „Kopie“, der Leader/Anführer ein „Original“.“
„Manager konzentrieren sich auf Systeme/Strukturen, Leader auf Menschen/Fähigkeiten.
Manager fragen deshalb „wie“ und „wann“ – Anführer fragen nach „was“ und „warum“.
Der Manager macht die Dinge richtig – der Anführer macht die richtigen Dinge.“
„Die Zahl der Führungskräfte, die sich in ihrer täglichen Arbeit fremdbestimmt fühlen, ist enorm gestiegen.“
„Zur Führung der Wissensgesellschaft braucht man Führungskräfte, die sich auf die Dynamik und Veränderung einlassen, statt sie abzuwehren.“
„In der Zukunft prognostiziert man sich selbst organisierende Netzwerke als Organisationsform der Zukunft.“
„Die Fähigkeit mit ergebnisoffenen Prozesses umzugehen ist ein zentrales Merkmal von guter Führung.“
„Echtes Leadership setzt immer die Fähigkeit zur Kritik – und im gleichen Maße Selbstkritik – voraus. Man muss konstruktiv hinterfragen – und nicht nach Bestätigung suchen. Genau dort herrscht aktuell großer Nachholbedarf. Viele der „kleinen Könige“ reagieren bei Kritik beleidigt. In einer Welt mit zunehmender Kritik im Unternehmen, vom Kunden und in Netzwerken versteckt man sich deshalb gerne in Routinen.“
„Das Allerwichtigste von Führung ist heute eben die Menschenführung.“
„Die Leitlinie für richtiges Führen ist einfach: Finde die Richtigen, vertrau ihnen, fordere sie heraus, rede oft mit ihnen, bezahle sie fair und mach dann das Wichtigste von allem: Geh aus dem Weg.“
„Gutes Leadership will aus Menschen mehr machen, als die sich selbst zutrauen. Dazu braucht man Menschen die sich und andere mögen.
Die Kernkompetenz von Führung ist Charakter.“
„Führung ist kein Privileg, sondern eine Dienstleistung. Sie wird an den Menschen in der Organisation erbracht, und sie dient – dialektisch sozusagen – dem Wohlergehen der Kunden, denen das Beste geboten wird, was die Menschen in der Firma machen können. Die Voraussetzung dafür ist kein enger Plan und keine strikte Steuerung, sondern das Eingehen auf Situationen und vor allen Dingen auf Menschen und ihre individuellen Fähigkeiten. Chef sein ist kein Amt. Es ist Dienst am Nächsten.“